Blutegel

 

Historie

Blutegel sind schon seit langer Zeit für ihre heilende Wirkung bekannt. Erste Aufzeichnungen über den medizinischen Einsatz stammen aus Babylonien ca. 1500 v. Chr. Die medizinische „Blütezeit“ hatten sie in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo der übermäßige Einsatz ihre Population derart dezimierte, dass sie vom Aussterben bedroht waren. Daraufhin gerieten sie fast in Vergessenheit. In den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden sie wieder modern, denn sie stellten sich vor allem in der Mikrochirurgie und in der plastischen Chirurgie als unentbehrliche Helfer heraus.

Herkunft

Blutegel, die in meiner Praxis zur Anwendung kommen stammen aus Zuchtanlagen oder kontrollierten Fanggebieten, in denen sie unter Aufsicht gesammelt werden.

Saugvorgang

Der Biss ist in etwa mit einem Insektenstich zu vergleichen. Das im Speichel enthaltene Hirudin verhindert die Blutgerinnung und hält somit das Blut flüssig. Weitere im Speichel wirksame Substanzen sind Calin, Hyaluronidase, Eglin, Kollagenase, Apyrase, Destabilase und Piyavit.

Der Saugakt dauert etwa 30 Minuten, wobei der Egel dabei sein Gewicht vervielfältigt. Er lässt die Bissstelle von selbst los, woraufhin diese noch mehrere Stunden nachblutet. Das vom Egel aufgenommene Blut und die nachfolgende Sickerblutung haben die Wirkung eines Aderlasses.

Wirkung

Der Biss des medizinischen Blutegel (Hirudo officinalis) wirkt

  • gerinnungshemmend (antithrombotisch) im Gefäßbereich
  • belebend auf die Leukozytenaktivität
  • entzündungshemmend (antiflammatorisch),
  • fiebersenkend (antiphlogistisch)
  • lymphstrombeschleunigend
  • gefäßerweiternd.

Mit dem Blutegel ist ein Blutentzug aus dem Kapillarbett möglich; dies macht man sich vor allem in der plastischen Chirurgie zu Nutzen.

Anwendung im Humanbereich

Im Humanbereich findet der Blutegel Anwendung bei oberflächlichen Venenentzündungen (Thrombophlebitis), Ödemen, Unterschenkelgeschwüren (Ulcus cruris), Blutergüssen (Hämatomen), Hämorrhoiden, Analvenenthrombosen, Furunkeln und Karbunkeln, Drüsenentzündungen, beginnenden Abszessen, sowie überall dort, wo im Sinne einer allgemeinen Entlastung Ausleitung und Aderlass angestrebt werden.
Darüber hinaus wird über einen erfolgreichen Einsatz bei Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Hodenentzündung, Schleimbeutelentzündung, Prostataentzündung, sowie bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Arthrosen und Arthritiden berichtet.

Indikationen in der Tierheilkunde

Bei Tieren finden Blutegel bei folgenden Beschwerdebildern Anwendung:

  • Akute Hufrehe
  • Satteldruck
  • Fesselträgerentzündungen
  • Arthritis
  • Arthrose (Spat etc.)
  • Omarthrose (Schultergelenkserkrankung)
  • Podotrochlose (Hufrollenerkrankung)
  • Schale
  • Abszesse
  • Furunkel/Karbunkel
  • Tendinitis (Sehnenscheinentzündung)
  • Patellaluxation
  • Wirbelsäulenerkrankungen
  • wiederkehrende Augenentzündungen
  • Gelenksgallen
  • Bursitiden (Schleimbeutelentzündungen)